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                  >>Ich will wieder los  -  an die Küste. Willst  du mit?<< Alfred schaute Renate fragend,

               eigentlich bittend an.  Er mochte  es, wenn  sie  mit ihm kam, auf seinen täglichen
               Beobachtungsfahrten mit dabei war. Er wollte, was er sah, gerne mit ihr durchsprechen; es
               half ihm beim Denken und Auswerten dessen, was er beobachtet hatte. Für ihn waren diese

               Fahrten an die Ostsee in den letzten Wochen und Monaten zum Lebensinhalt geworden, denn
               jede neue Erkenntnis brachte ihn einen  winzigen Schritt näher heran an sein Ziel. Die

               Unbequemlichkeiten des Wetters, der Kälte,  des Regens und der ewigen Geheimnistuerei
               waren für ihn ein Nichts, verglichen mit der Unruhe, die in ihm brannte, wenn er nicht direkt

               an seinen Fluchtplänen arbeitete.
                  Für Renate war das anders.

                  >>Ich hab  heute keinen Bock«, antwortete sie. Es war ein grauer, diesiger Tag und der
               Gedanke, stundenlang im kalten Wind an der Ostsee zu stehen, reizte sie nicht.
                  >>Wir könnten bis Rostock fahren<<, schlug Alfred als Köder vor, >>und mal sehen, was

               sie da in der HO haben<<.
                  »Na ja, wenn du das machst, komm ich mit<<.

                  Je näher sie an die Küste kamen, desto stärker wurde der Nebel, bei Bastorf herrschte die
               dickste Suppe.
                  >>Nati, gut daß wir losgefahren sind<<, sagte Alfred bester Laune, >>bei solchem Wetter

               wollen wir ja flüchten. Jetzt müssen wir die Augen aufmachen und sehen, was hier los ist. Gut,
               daß du mitgekommen bist<<.

                  Am Ortseingang nach Kühlungsborn, an der scharfen Kurve am Anfang der Fritz-Reuter-
               Straße, kamen sie in eine Straßensperre. Ein Auto der Volkspolizei hatte sich hier aufgebaut

               und hielt mit Warndreieck und Kelle jedes Fahrzeug, das nach Kühlungsborn reinwollte, an.
                  >>Deutsche Volkpolizei, guten Tag. Ich bin Obermeister X und das ist Polizeihelfer Y. Darf

               ich Sie bitten, auszusteigen. Und Ihre Fahrzeugpapiere, bitte<<.
                  Diese Straßensperren, die als Fahrzeugkontrollen kaschiert wurden, waren ein Trick, den
               sich das Regime in den letzten Jahren hatte einfallen lassen, um bei bestimmten Wetterlagen

               Leute, wie Alfred, schon vor der Flucht abzufangen. Um die Schießerei auf der Ostsee, vor den
               Augen der internationalen Schiffahrt zu vermeiden, stellten Honecker und Co an

               strategischen Punkten der gesamten Ostseeküste zu kritischen Zeiten, wie zum Beispiel bei
               Nebel, diese Straßensperren auf.  Die  waren meist  mit  einem VoPo und zwei oder drei
               Freiwilligen bemannt.

                  Alfred und Renate stiegen aus,  die Männer kontrollierten die Papiere und zeigten sich
               geschäftig an den Reifen und der Beleuchtung, der Kofferraum mußte inspiziert werden. Und

               dann die kritische Frage:
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