Page 28 - Leseprobe
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>>Warum fahren Sie nach Kühlungsborn?<<
Alfred hatte mehrere Antworten parat, denn dies war nicht die erste Straßensperre, in die er
geriet.
>>Ich bin zur ständigen Reserve in Kühlungsborn stationiert<<, war normalerweise eine
gute Erklärung, aber mit Renate im Auto haute das schlecht hin. Daher sagte er:
>>Ich hab was zu besprechen mit Kapitänleutnant Zalk
>>Die Adresse, bitte<<.
Als sie wieder im Auto saßen, sagte Alfred:
>>Ich glaub, wir fahren lieber mal vorbei bei dem Zall. Sollte mich nicht wundern, wenn die
das nachprüfen<<.
Um ihren Besuch, der keine zehn Minuten dauerte, zu erklären, griff Alfred zu dem
natürlichsten, einleuchtendsten Grund, daß er nämlich auf der Suche nach einem
Autoersatzteil sei. Solche Probleme waren in der DDR gang und gäbe, die hatte bei der
Vielzahl überalterter Wagen jeder - und zu lösen waren die auch nur durch Kontakte, durch
Schachern.
Während sie die gesamte Länge der Promenade in östlicher Richtung entlang gingen, sagte
Alfred:
>>Das wird noch ein Problem, wenn wir mit dem Schlauchboot im Auto ans Wasser fahren
und dann in eine Sperre kommen«.
>>Die Sperren sind doch immer an derselben Stelle, immer vor der Kurve an der Fritz-
Reuter-Straße ... «
>>Na ja, das ist die einzige Zufahrt nach Kühlungsborn von Westen her, jedenfalls ...
jedenfalls für den Orts unkundigen, Nati. Ich hab‘s, wir müssen über Gerdsdorf und Hohen
Niendorf fahren«.
>>Und kommst dann hundert Meter entfernt auf die gleiche Straße. Das ist doch wohl
ziemlich riskant. Glaubst du etwa, da sehen die dich nicht?!«
>>Versuchen wir gleich mal. Du gehst da vor der Sperre zufällig über die Straße, während
ich von Hohen Niendorf nach Kühlungsborn reinkomme<<.
Es stellte sich heraus, daß sie diesen Weg wagen konnten, die totale Überwachung hatte
dieses Loch übersehen, weil es sich um einen rein landwirtschaftlichen Zufahrtsweg handelte,
der aus zwei schmalen Betonspuren in Radbreite bestand und mitten über die Felder führte.
Kein Aas würde den fahren- nur Alfred.