Page 25 - Leseprobe
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>>Ich könnte sie unter meiner Windjacke tragen, an Stelle des Pullovers. Sie würden mich
genauso warm halten<<.
>>Die sind nicht aus Wolle, Nati, die halten dich nicht warm<<.
In Renates Mundwinkeln begann es zu zucken.
>>Aber die Decken sind mir so viel wert. Mehr als -<<
>>Mir auch<<, sagte Alfred unwirsch.
Die Strickdecken hatten nämlich ihren Anfang gehabt in einer der glücklichsten Zeiten ihrer
Ehe. Als Brunhilde Köster, Renates Kollegin, eines Tages ein Strickmusterheft für Zierdecken
mit ins Büro brachte und zu Renate sagte:
>>Versuchs doch auch mal. Ich geh dir ein bißchen Garn<<, da wäre aus Renates erster
Decke nichts geworden ohne Alfreds Hilfe. Weil ihr am Anfang die Nadeln immer wieder aus
den Maschen rausrutschten, hatte er ihr kleine Korkenstücke geschnitten, hatte ihr angesagt,
hatte sie ermuntert, noch einmal von vorn anzufangen, als es klar wurde, daß ihr mit dem
komplizierten Muster irgendwann ein Fehler unterlaufen war. Und am nächsten Tag hatte sie
stolz ihr erstes Kunstwerk im Büro vorzeigen können. Und dann hatte Alfred durch Zufall
dieses schöne Garn aus der Tschechoslowakei ergattern können. Und sie hatten zusammen
gestrickt und gestrickt, so daß auch Alfred praktisch ein Meister wurde.
Und dieses Kapitel ihres Lebens sollte nun auch abgeschlossen, verloren sein? Für Renate war
die Grenze erreicht.
>>Papa<<, fiel in diesem angespannten Moment Doreen ein in dem Versuch, die Situation
zu entschärfen,
>>ich könnte doch die Strickdecken unterm Pullover tragen<<.
>>Na schön<<, erwiderte Alfred, >>ich würde die Decken ja auch gerne mitnehmen. Dann
machen wir es So<<.