Page 10 - Leseprobe
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                  Alfred hatte sich den Wecker auf zwei Uhr nachts gestellt, um an die Küste zu fahren. Da

               waren so viele Dinge, über die er mehr wissen mußte, bevor er den großen Sprung wagen
               wollte.  Die Risiken der Flucht wollte er durch die  sorgfältigste Vorbereitung so  weit

               reduzieren, wie möglich.
                  >>Mußt du denn immer mitten in der Nacht an die Küste<<, sagte Renate, die natürlich

               auch aufgewacht war.
                  >>Ja, ich muß sehen, was da nachts passiert - an Land und auf Wasser. Möglicherweise gibts
               in der Routine der  Grenzer nachts einen Zeitpunkt, der  für uns weniger gefährlich ist.

               Außerdem will ich wissen, was die bei den verschiedenen Wetterlagen machen<<.
                  Während er sprach, hatte er sich angezogen, unauffällige, dunkle Sachen, in denen er im

               Nachtlicht nicht so leicht zu sehen sein würde, wie er hoffte.
                  >>Ich weiß nur nicht, Alfred, selbst wenn wir von der Küste wegkommen ... früher oder
               später sehen die uns doch auf dem Radar<<.

                  >>Deshalb sag ich ja ... wir brauchen eine Nebelnacht. Dann nützt denen ihr Radar nicht
               viel<<.

                  >>O ja<<, sagte Renate ungläubig und mit dem leichtesten Anflug von Hohn in der Stimme,
               >>wenn das Radar in der Dunkelheit funktioniert, weshalb denn dann nicht bei Nebel, möcht

               ich mal wissen<<.
                  >>Das ist so, Nati: die Radarwellen, die so eine Radaranlage auf nem Grenzboot ausstrahlt,

               werden durch jeglichen Gegenstand, auf den sie treffen, reflektiert, zurückgeworfen, verstehst
               du? Durch diese Reflexion würden sie uns zwar aufihrem Bildschirm sehen. Aber bei Nebel
               wirkt die dicke Luft schon selber als Gegenstand<<.

                  >>Der Nebel - ein Gegenstand! Hältst du mich für blöd. Ich möchte nicht, daß du mich wie
               ein dummes Schulmädchen behandelst. Wenn ich mich - immerhin mit den Kindern!- auf so

               ein Wagnis einlasse, will ich genau wissen, wo die Gefahr liegt«.
                  >>Renate<<, sagte Alfred unter größter Beherrschung seiner Ungeduld, >>ich würde dir
               doch nichts vormachen. Meinst du etwa, ich will dich in diese Flucht  reintricksen, unter

               falschen Vorwänden? Dann wird nie was daraus. Wir müssen, jeder von uns, genau wissen,
               was vor uns liegt, wo die Gefahrenpunkte sind und warum wir eine Chance haben. Nur wenn

               jeder von uns mitmacht, beteiligt ist, dann kommen wir rüber<<.
                  >>Ja, bitte, da muß ich aber sicher sein, daß du mir keine Märchen erzählst. Mit dem Radar

               - und so<<.
                  >>Na gut, nun fangen wir mal ganz von vorne an. Erstens: du weißt, daß ich mich beim

               Funk auskenne, aus der Zeit in Magdeburg, als ich  bei der Volksarmee in der Werksatt
               Funkgeräte repariert habe. Stimmts?<<
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