Page 19 - Leseprobe
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>>Ach, das kriegen wir schon hin, daran soll‘s nicht scheitern<<. Gudrun war offensichtlich
               nicht von ihrem Plan abzubringen.

                  Als die Männer zurückkamen,  wurde Gerd  sofort  eingeweiht. Es bedurfte auch keiner
               großen  Überredung, heute war  immerhin Sonnabend,  man würde zudem bei Alfred und
               Renate ausschlafen können und morgen in aller Gemütlichkeit nach Gnoien zurückfahren.

                  Alfred und Renate schauten sich an.
                  >>Laßt uns  nur ein  Stück vorwegfahren<<, sagte Renate  schließlich, >>da unten im

               Gästezimmer ist nämlich eine Heidenordnung, ich hab meine Schränke aufgeräumt und bin
               nicht fertig geworden damit<<.

                  „Ja,  kein Problem« beruhigte Gudrun sie, >>ich muß ja auch erst die Kinder  ins  Bett
               bringen.- Und, Omi«, wandte sie sich an ihre Mutter, >>Würdest du dann mal gelegentlich

               bei den Kindern reinsehen, daß da alles in Ordnung ist?«
                  >>Natürlich, Gudrun«.
                  Während des ganzen Kaffeetrinkens saßen Alfred, Renate und Marco wie auf Kohlen und

               drängten bei der erstbesten Gelegenheit zum Aufbruch. Alfred fuhr wie ein Irrer, was auf der
               110 von Gnoien nach Rostock wegen der schlechten Straßendecke nicht gerade leicht war.

               Und in Rostock selber  schien jede Ampel auf Rot zu stehen. Als sie  schließlich auf der
               Transitstrecke Rostock-Schwerin waren, ging‘s ein bißchen flotter. Aber da würde Gerd, den
               sie im Nacken spürten, ja auch gute Fahrt machen.

                  Als sie endlich zu Hause ankamen, stürzten sie zum Kellereingang.
                  »So, nun aber dalli<<, sagte Alfred, »Marco und ich lassen die Luft aus dem Boot, und du,

               Renate, räumst alles andere schon weg<<.
                  Alles andere waren Alfreds Karten, das Fernglas, der Kompaß, die Pumpe und andere

               Kleinigkeiten, an denen er arbeitete. Und sie schafften es, alles - auch das Boot - zu verstauen
               und zu verstecken, bevor ihre Besucher ankamen. Doreen, die oben in ihrem Zimmer saß und

               bei Radiomusik paukte, hatte nicht einmal gemerkt, daß Papa,  Mami und Marco schon
               zurück waren.
                  Gudrun und  Gerd,  die von all dem  nichts ahnten, fuhren in erwartungsvoller

               Hochstimmung eine halbe Stunde später die gleiche Strecke.
                  >>Marco hat gerade seinen Führerschein gemacht<<, sagte Gudrun zu ihrem Mann, >>aber

               für ein Auto hat der sich bisher nicht eingetragen. Das kommt mir doch spanisch vor. Wenn
               der bloß nichts vorhat!<<
                  »Was meinst du? Türmen?<<

                  ,,Ja, genau. Ob ich mal mit Alfred darüber spreche? Nein, lieber mit Renate<<.
                  Jedoch an diesem Wochenende fand sich keine Gelegenheit dazu, und später vergaß Gudrun

               den ganzen Vorfall - doch nicht für immer.
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